Selbstverständlich beschreibt er die ge­sell­schaftliche Situation der Acht­zi­ger­jahre, die Berufsverbote, die Wohnungsnot, die miese Asylpolitik. Den Zynismus der So­zi­al­de­mo­kra­ten, das Gesundheitssystem. Alles unverändert aktuelle gesellschaftliche und politische Schieflagen, als hätte sich nichts getan. Er ist außerdem einer der wenigen Autoren, die wirklich von der Situation der Frauen schreiben: von der ganz normalen Gewalt in deutschen Haushalten, auch von Men­stru­a­ti­on­s­pro­ble­men. Er denkt kritisch über Trans­sex­ua­li­tät nach, über den männ­lichen Körper und die Notwendigkeit, über Sex zu schreiben, also über Begehren und auch die Utopie der Polyamorie und die Erkenntnis, dass die Liebe längst organisiert ist, "in aus­schließ­lich­keit, in notwehr und zwei­sam­keit." Er schreibt da­rü­ber was sie bedeuten, diese scheinbar individuellen Umstände - "Ge­döns" -, die eine Existenz prägen, darüber, wie Politik und Gesellschaft die Körper nutzen, um den Einzelnen fertig, also hand­lungs­unfähig zu machen.

Insa Wilke, Süddeutsche